Nothing’s as sure as change. So ein altes, englisches Sprichwort.
Es lässt sich auch anders sagen: wenn es eine Sicherheit über die Welt geben kann, dann nur, dass sie sich stetig wandelt.

Heute stehen wir als internationale Gesellschaft vor der oft übergroß scheinenden Aufgabe, dem in erheblichen Teilen von uns selbst initiierten Klimawandel mit einer Transformation unserer Lebensweise zu begegnen — wenn uns denn das Überleben der Menschheit auch in Zukunft wichtig sein sollte. Doch gleichzeitig wächst das gesellschaftliche Unbehagen gegenüber so vielen Veränderungen, seien es die schon jetzt wirksamen oder aber die kommenden. Denn die Beziehung der Menschen zum Phänomen des Wandels war und ist ambivalent — das Abweichen von dem, was man als Normalität gewohnt ist, fällt den meisten von uns außergewöhnlich schwer.

Warum ist das so?

In der Spielzeit 2023/24 widmet sich das Theater im Viertel im Rahmen seines Hausspielplans der Erforschung und Befragung des Wandels. Wir wollen den Wandel, die Transformation und die Veränderung mit den Mitteln des Theaters und verwandter Kunstformen erforschen. Wir wollen ihn befragen zu seinen Gesetzmäßigkeiten, Chancen und Gefahren — auch für unsere Zeit.
Das Wunderbare daran ist, dass schon die formalen Voraussetzungen des Theaterspielens engste Verwandte des Wandels selbst sind. Die Metamorphose der Mimen in Rollen, das Sich-eins-Machen der Darstellenden mit den ganz anderen Realitäten der Geschichten und die Verwandlungen der einen Wirklichkeit in vielgestaltige Theater-Welten stellen sozusagen die essentiellen Grundkonstanten jeden Theaterspielens dar.

Wir als Theater im Viertel bleiben in der Spielzeit 2023/24 also aufmerksam für die Erfahrungen und Erkenntnisse, die uns durch das Gestalten und Erleben von Theater über den — sich gerade in unserer Lebenszeit so gewaltig ankündigenden — Wandel eröffnet werden. Und ich lade Sie hiermit herzlichst ein, uns dabei Gesellschaft zu leisten!

Katharina Molitor – Künstlerische Leitung