April 2025
Orpheus Unterwelt
Musiktheater-Spaß zu Jacques Offenbachs Meisteroperette
Ein begnadeter Sänger/Komponist steigt aus Trauer um seine Gattin in die Unterwelt hinab, um sie zurückzufordern, und kann kraft seiner Kunst sogar den Tod bezwingen… Kaum eine Mythenfigur hat sich so tief in die europäische Kultur eingeschrieben wie Orpheus. Ob Literatur, Musik, Malerei, Film oder Pop – zu Tausenden folgten Kunstschaffende bis heute seinen Pfaden. So ist er auch an den großen Wegmarken der Musikgeschichte präsent, stand sogar Pate bei der Geburt der Oper. In der stolzen Ahnenreihe nimmt Jacques Offenbach einen Ehrenplatz ein, denn sein Pariser Orphée aux enfers / Orpheus in der Unterwelt (1858, zweite Fassung 1874) war die Wiege eines ganzen Musik-Genres: der Operette.
Mit Orphée gelang dem aus Köln stammenden Offenbach der ganz große internationale Durchbruch. Doch im 1870/71er-Krieg geriet er zwischen die Fronten, in Frankreich als Deutscher und im Kölner Exil als Franzose diffamiert. 1880 starb er krank und zurückgezogen während der Proben zum ersehnten großen Opernerfolg, Hoffmanns Erzählungen. Sein Musiktheater-Antipode Richard Wagner, dessen berühmten Tristan man zugunsten von Offenbachs Rheinnixen vom Spielplan der Wiener Hofoper nahm, urteilte beinahe neidlos, er hätte „ein zweiter Mozart“ werden können.
Den Text zu Orphée aux enfers verfassten die beiden ebenfalls jüdisch stämmigen Librettisten Crémieux und Halévy. Und zwar nicht nur als Persiflage auf das klassische Altertum, das in der emporgekommenen „feinen“ Gesellschaft damals so lächerlich inflationär en vogue war, sondern auch als Spiegel der bourgeoisen Vergnügungssucht des diktatorischen Second Empire unter Kaiser Napoléon III. Die als „Opéra bouffe“ untertitelte komische Oper macht sich „über das Geklapper lustig, das Eindruck schinden soll, denunziert Potemkinsche Dörfer“ (Kracauer). Und diese Verkehrung von antik-heroischem in bourgeoises Handeln sahen Zeitgenossen als Freveltat, als gefährliches „Feuer der Respektlosigkeit“ (so Émile Zola) – was allerdings den irrwitzigen Erfolg nur noch beförderte! Diese neuartige Offenbach-Operette, aus dem Vorstadt-Theater entsprungen und später respektvoll „Offenbachiade“ genannt, wurde zum Prototyp einer beispiellosen Genre-Entwicklung. (Statt mit gesellschaftskritischer Satire zeichneten sich ihre rechtsrheinischen Ableger dagegen meist mit bloß rührseligen Banalitäten aus!)
Die [persiflierte] Handlung: Offenbachs Orpheus [im Gegensatz zum strahlenden antiken Vorbild ein mäßig begabter Musiklehrer] bringt Eurydike mit seinen Kompositionen zur Weißglut, beide betrügen sich und stehen kurz vor der Scheidung. Sie will den [ihr im Mythos erfolglos nachstellenden] Aristäos als Liebhaber, der [statt bukolischer Bienenzüchter] der verkleidete Pluto ist. Der lässt sie sterben, um sie in der Unterwelt ganz für sich zu haben. Orpheus ist damit sehr zufrieden, doch nun droht ihm die [neu geschaffene Figur] „Öffentliche Meinung“ mit Skandal und Rufverlust! So muss er im Olymp juristisch vorstellig werden und klagt Pluto an. Göttervater Jupiter heuchelt Gerechtigkeit, und sofort ist die mit diversen Seitensprüngen beschäftigte bigotte olympische Gesellschaft begeistert, die Unterwelt zu besuchen. Jupiter ist allerdings selber an [der mittlerweile mit Pluto gelangweilten] Eurydike interessiert, nähert sich ihr wie so oft im Mythos inkognito [als Fliege], und schließlich planen beide, im Tumult eines bacchanalen Fests zu fliehen, das zum höllischen Galopp des weltberühmten „Can-Can“ ausartet. Der Plan fliegt auf, Eurydike muss [wieder wie im Mythos] an Orpheus zurückgegeben werden mit der bekannten Bedingung, dass er sich auf dem Rückweg zur Oberwelt nicht nach ihr umdrehen darf. Halbherzig leistet er unter Druck der „Öffentlichen Meinung“ Folge, da erschreckt ihn Jupiter mit einem Blitz, und er schaut zurück. Zum guten (?) Schluss wird Eurydike kurzerhand zur Bacchantin gemacht, und so kriegt sie keiner…
MITWIRKENDE:
Elizabeth Wiles (Sopran), Astrid Hensler (Sopran), Ralf Peter (Tenor, auch Regie), Thomas Layes (Klavier)
Bühnenbildzeichnungen: Klaus Harth
Samstag 05. April 19:30 Uhr
Sonntag 06. April 17:00 Uhr
Samstag 12. April 19:30 Uhr
Sonntag 13. April 17:00 Uhr
KARTEN
Normalpreis: 15,– Euro
Ermäßigt: 10,– Euro*
Kinder bis 12 Jahre: 6,50 Euro
*Berechtigte siehe „Karten” im Hauptmenü