Mai 2025

GRUPPE:7 – MAXXX! 3007

Max und Moritz als zeitgenössische Operette

Für Publikum ab 16 Jahren

Format und Handlung

„MAXXX! 3007“ wird eine abendfüllende zeitgenössische Operette, die von den Lausbuben Max und Moritz und deren bösen Streichen erzählt. Das Genre Operette beinhaltet sowohl Musik als auch Sprache, Bühnenperformance, Live-Musik, Geräuschkulisse und interdisziplinäre, elektronische und audiovisuelle Elemente. Neben Max und Moritz, live gespielt von zwei Mezzosopranistinnen, tritt als weitere Figur das Opfer der Streiche, der Lehrer Lämpel im Videoformat in Erscheinung, überlebensgroß projiziert auf eine Leinwand.
Der intermediale Aspekt der Operette ist ein zentraler Punkt: die Trennung der Taten von Max und Moritz und ihren tatsächlichen Auswirkungen ist im Originalwerk Buschs ein Kernelement. Die Lausbuben begehen ihre Tat und laufen dann weg – die Auswirkungen bekommen sie eigentlich nie zu spüren. Die Trennung der Ebenen wird in der Operette auf Bühnenraum und Video übertragen: während Max und Moritz ihre Streiche auf der Bühne konzipieren und vorbereiten, spielen sich viele Szenen der Opfer im Video ab. Eine Erzählerin führt aus relativ neutraler Perspektive durch die Geschehnisse.
Die Erzählung von Max und Moritz greift tief in die moralischen Wertvorstellungen einer Gesellschaft ein. GRUPPE:7 untersucht mit ihrer Adaptierung dieser radikalen Gewaltfantasie kleinterroristische Tendenzen in uns allen – auf humorvolle und subversive Weise. Der weibliche und queere Cast der Operette spielt mit Rollenvorstellungen, indem er sie knallhart mit der Vielschichtigkeit und den Abgründen der aus ihr entstandenen Persönlichkeiten konfrontiert. Die Schichtung von gegensätzlichen Persönlichkeitsmerkmalen lässt eine Utopie- Dystopie entstehen, in der Geschlecht und sexuelle Orientierung nicht im Vordergrund stehen, sondern perverse Rachegelüste oder scheinbar ursprungslose Bösartigkeit von einer in die nächste Szene leiten.

Musik

Musikalisch ist die Operette aufreizend, radikal und bricht aus klassischen Genreeinteilungen aus. Inspiriert von den Klängen und Rhythmen der Wiener Operette, welche sich selbst zwischen den Stühlen der Gutbürgerlichkeit und humoristischer, gesellschaftspolitischer Kritik wiederfindet, entstehen neue Kompositionen und Arrangements, die mit den klassischen Musikstilen jedoch oft herzlos verfahren und sie durch den Fleischwolf drehen. Dazu gesellen sich sinnliche Klangwolken aus vokaler und elektronischer sowie live gespielter experimenteller Musik, z. B. der e-Mandoline. Besonders ist für die Operette auch der Einsatz von Geräusch zur Musikerzeugung im Moment: das Bombenbauen von Max und Moritz wird z. B. mittels Kontaktmikrophonen abgenommen und mit Gesangsfetzen von Lehrer Lämpel vermischt. Diese Klangerfahrung wird jedoch mitunter schnell wieder von einer neuen Szene abgelöst. Mit dieser angestrebten Kurzweiligkeit will das Ensemble ein breites Publikum für Musiktheater begeistern und das Genre aus seinen verstaubten Häusern holen. Damit ist nicht nur die klassische Oper gemeint: auch „zeitgenössisches“ Musiktheater ist meist zu exklusiv und suhlt sich in seiner Intellektualität. Das will GRUPPE:7 anders machen: Humor, Leichtigkeit und Gesellschaftskritik dürfen und müssen die Welt des Musiktheaters bereichern.

Ästhetik

Die visuelle Ästhetik, mit welcher „MAXXX! 3007“ auf die Bühne gebracht wird, ist stark von Popkultur geprägt. Neoperreo und 2000er-Pop dominieren die Outfits von Max und Moritz (beide weiblich besetzt), dem entgegengesetzt wird das Opfer Lehrer Lämpel in ein eher bürgerliches Licht gerückt – wenn auch Lehrer Lämpel mit seinem queeren Innenleben zu kämpfen hat, das er tunlichst zu unterdrücken versucht. Die Video-Installationen sind in einem Sepia-Ton bzw. schwarz-weiß gehalten, erwecken einen retro-Vibe und funktionieren als Stummfilme, ausschließlich mit Musik unterlegt. Die dadurch entstehende Diskrepanz zwischen der Gewalt der Kinder und dem Leid des Lehrers, untermalt mit Operettenmusik und verzerrten elektronischen Klängen wirkt schrill und verkehrt.
Die Bühne ist voll von Requisiten, die anfangs augenscheinlich nicht zusammenpassen, aber nach und nach ihren Zweck erfüllen: Max und Moritz benutzen jeden Gegenstand auf die ein oder andere Art und Weise, um ihren Anschlag gegen Lehrer Lämpel in die Tat umzusetzen. Die Fülle an Gegenständen lässt auch auf einen gewissen chaotischen, verwirrenden Zustand schließen, aus dem alle Protagonisten versuchen auszubrechen.
Die Kostüme von Max und Moritz stellen eine Art avant-garde Lausbubenerscheinung dar: Frauen in Lack und Leder, knalligen Tutus und Netzstrümpfen, bewaffnet und wütend und dennoch unvermeidlich sexy. Kurz: alles, was Frauen in unserer Gesellschaft lieber nicht sein sollen, oder zumindest nicht offenkundig und selbstverständlich. Der Stilbruch, die schrillen Farben und die Grenzüberschreitung legen offen, wie groß die Fallhöhe zwischen dem äußeren Erscheinungsbild und der menschlichen Seele oftmals ist, was die archetypisch-komplexhaften Figuren auch erkennen lassen.
MAXXX! 3007 ist für ein erwachsenes Publikum (ab 16) konzipiert: Gewalt und Freizügigkeit (in geringen Maßen) sind Teil der Performance.

GRUPPE:7
Olivia Artner, Martin Bachler, Gary Berger, Nina Juanico, Natalie Jurk, Diana Kantner, Elia Merguet, Dominik Vogelgesang, Janka Watermann

Donnerstag 15. Mai 19:30 Uhr

Freitag 16. Mai 19:30 Uhr
Samstag 17. Mai 19:30 Uhr

KARTEN
Normalpreis: 15,– Euro
Ermäßigt: 10,– Euro*

*Berechtigte siehe „Karten” im Hauptmenü

Reservierung

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